Thursday, May 31, 2007

Davka Achshav: Alemannia!

...says Eitan, the resolute Tel Avivi. And we salute him for that. And many other things.

De Gaulle auf der Laiencouch

Einen bemerkenswerten Einblick in die nationale Psyche ihres Volkes hat mir kürzlich eine Französin gewährt. Bei dem Versuch, mir zu erklären, warum Frankreichs Verrat an Israel im Jahre 1967 ethisch rein und gerechtfertigt gewesen sei, brachte sie ein in Frankreich weltberühmtes Zitat von de Gaulle, mit dem dieser vollkommen recht gehabt habe. Die Juden seien

un peuple d’élite, sûr de lui-meme et dominateur.

Ein faszinierender Fall von Projektion ist mir noch nicht untergekommen.

Wednesday, May 30, 2007

Natural Born Loser

Einmal, es muss ihn der Teufel geritten haben, stellte sich Shimon Peres während eines turbulenten Parteitags vor seine Genossen und fragte rhetorisch „Haltet ihr mich für etwa einen Verlierer?“ ins Plenum – woraufhin ihm ein herzhaftes „Ja, und ob!“ entgegenschallte.


Peres (links, "Kandidat für den Ministerpräsidentenposten") zu Peres ("Präsidentschafts-Kandidat"): "Ich bin ein Loser??? Du bist ein Loser!!!"
Haaretz, 16.05.2007


Niemand bestreitet, dass Peres ein brillanter Denker ist, ein sanfter, sympathischer Intellektueller, ein Menschenfreund und Visionär, schließlich ist er in weiten Teilen der Welt ein angesehener Mann und sogar Träger des Friedensnobelpreises, der 1994 ihm, Yitzchak Rabin und – voreilig, wie sich herausstellte – Yassir Arafat verliehen wurde.

Allein: In Israel kriegt Peres kein Bein auf die Erde, jedenfalls nicht durch freie Wahlen. 1977 und 1981 zog er gegen Begin den Kürzeren, 1984 und 1988 gegen Shamir, 1996 unterlag er, bei bester Ausgangslage, knapp gegen Netanyahu. Nicht einmal im Ringen um den Posten des obersten Grüßonkels obsiegte er: 2000 stach ihn Katzav aus. Noch einmal versuchte er, im Jahr 2005, Parteichef zu werden und damit auch Kandidat für das Amt des Premierministers. Diesmal war es Amir Peretz, der ihn auf die Bretter schickte.


Aus dem Fernseher: "Die Ergebnisse der Primaries in der Arbeitspartei lauten..." - Peres (auf der Couch): "Geschafft!!! Ich habe nicht verloren!" Peres war bei den Primaries nicht als Kandidat angetreten.
Maariv, 29.05.2007

Nun hat Shimon Peres, bald 84 Jahre alt, erneut seinen Hut in den Ring geworfen: Er will Präsident werden – „meine letzte Chance, der Nation zu dienen“. Dabei hat er schon alle möglichen Posten bekleidet, er war, als Stellvertreter Rabins, Regierungschef, er war Finanzminister, Außenminister, Verteidigungsminister, und ganz sicher würde er auch nie ohne Erlaubnis eine Mitarbeiterin betatschen, wie es Katzav derzeit vorgeworfen wird.

Aber Shimon Peres wird einmal mehr Gefahr laufen, die Wahl zu verlieren, gegen wen auch immer. Warum tut sich der Mann das an? Ist er, um eine Parole von Johannes Rau leicht abzuwandeln, verliebt ins Verlieren? Kann er einfach nicht loslassen? Hat er schlechte Berater?

Lass es doch, Shimon. Du hast deine Verdienste, und du hast dich auch manchmal fatal geirrt. Wie auch immer, du hast deinen Platz in der Geschichte Israels. Mach' dir einen ruhigen Lebensabend. Bald.

Äppel und Birnen

Norwegen ist einer Studie zufolge das friedlichste Land der Welt. Der am Mittwoch in London veröffentlichte sogenannte Global Peace Index der Economist Intelligence Unit (EIU) bewertet 121 Länder nach insgesamt 24 Kriterien, darunter der Zahl der Inhaftierten und der Militärausgaben.

Und wisst ihr auch, liebe Kinder, warum Norwegen so friedlich ist, so wenig Geld fürs Militär ausgibt und so wenige Leute ins Gefängnis steckt?

Weil Norwegen keine natürlichen Feinde hat.

Klagemauer

Der Bau der Sperranlage ist vollendet. Alles Bitten, Barmen, Flehen war vergebens, alle lautstarken Proteste. Ohne Passierschein geht gar nichts mehr. Die Barriere steht, sie trennt die Menschen, ein weithin sichtbares Monument der arroganten Machthaber - und niemandem wird es gelingen, sie zu überwinden, um die heilige Pflicht zu tun, um der abgrundtiefen Verzweiflung Ausdruck zu verleihen.

Es ist so furchtbar, so niederschmetternd hoffnunglos, in Heiligendamm.

Tuesday, May 29, 2007

Fernsehen im Juni

Hier ein paar TV-Sendungen, die in den nächsten Wochen ausgestrahlt werden und eventuell von Interesse sein könnten:

6.6. Arte 20.40 Uhr
"Sechs Tage Krieg"
Zweiteiler über den israelisch-arabischen Krieg 1967 und die Folgen

6.6. SWR 22.30 Uhr
"Auslandsreporter: Rette ein Kinderherz –
Israelische Ärzte operieren für den Frieden"
Verdammt provokanter Filmtitel!

13.6. ARD 22.45 Uhr
"Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde"
Esther Shapira deckt den islamistischen Hintergrund der Tat auf; der Mörder war kein Einzeltäter.

21.6. Arte 19.00 Uhr
"Vögel auf Kollisionskurs"
Wie die israelische Luftwaffe Methoden entwickelte, um ihre Kampfflugzeuge vor Vogelschlag zu schützen.

24.6. ARD 17.30 Uhr
"Abrahams zerstrittene Kinder –
Spurensuche in Hebron"
Schon der Titel hört sich furchtbar an. Unbedingt vormerken!

Geile Lektüre

Im Hamburg-Teil der WELT füllt Corny Littmann, Betreiber des Schmidt-Theaters und des Schmidts Tivoli sowie Präsident des Kiez-Clubs FC St. Pauli, einen Fragebogen aus. Der bekennende Homosexuelle erweist sich, wenig überraschend, als einer, der das pralle Leben schätzt. Als Lieblingsort in Hamburg nennt er die "Reeperbahn", Besuchern zeigt er "natürlich den Kiez", seine liebsten Freizeitbeschäftigungen sind "Abhängen, ein Glas guten Rotwein und Sex", am ehesten verzeiht er sich und anderen "eine aus gutem Grund durchzechte Nacht" und als lokales Mitbringsel, das er verschenken würde, nennt er "eine Hamburgensie aus der Condomerie."

Bleibt noch die Frage, welches Buch Horny Corny unbedingt noch lesen will. Vielleicht "Die 120 Tage von Sodom" des Marquis de Sade? Henry Millers "Opus Pistorum"? "Ohne Gummi fünfzig Euro"?

Alles falsch. Okay, ich sage es. Aber nicht lachen!

"Den Koran."

Zitat des Tages

"This great consensus shows the political maturity of Syria and the brilliance of our democracy and multi-party system".

(Syriens Innenminister Bassam Abdel Majeed)

97,62 Prozent

Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl, Herr Assad!

Thursday, May 24, 2007

Blutbad mit Ansage

Jetzt sieht Ulrike Putz mal, wie man im Orient gewisse Dinge zu regeln pflegt: Nachdem bereits tausende Palästinenser das Lager Naher al-Bared verlassen haben – eine Massenflucht, die unsere Medien nicht wirklich groß zu beschäftigen scheint und für eine Fotostrecke im "stern" leider nicht in Frage kommt – rüsten sich "Libanons Elite-Krieger" zur Entscheidungsschlacht mit der Fatah al-Islam. (Wenn diese, wie zu erwarten ist, vollständig zerschlagen wird, sollte sich die palästinensische "Einheitsregierung", deren Mitglieder sich gerade gegenseitig totschießen, unbedingt die Namensrechte sichern.)

Sich beizeiten der Hisbollah in den Weg zu stellen, haben Libanons Elite-Krieger leider versäumt, da wollen sie wenigstens mit den radikalen Palästinensern kurzen Prozess machen. Einen von ihnen zitiert Ulrike Putz mit den Worten "In den nächsten 48 Stunden werden wir sie auslöschen".

Wir dürfen auf das mediale Echo dieses Blutbads mit Ansage ebenso gespannt sein wie auf eine detaillierte Schilderung des Flüchtlingselends. Es könnte allerdings auch passieren, dass etwas Wichtigeres dazwischenkommt, etwa die Liquidierung eines Hamas-Terroristen. Oder Frau Putz möchte nicht unbedingt selbst dabei sein, wenn's passiert (ist). Groß auffallen wird das nicht, schließlich sind keinerlei Israelis an den Kämpfen beteiligt und das Interesse der Weltöffentlichkeit daher begrenzt, und wenn Panzergranaten in dicht besiedeltes Gebiet gefeuert werden oder, wie Putz berichtet, ein Bus mit Flüchtlingen attackiert wird und man drei Tote aus dem Wrack zieht, dann heißt es lapidar: "Entsetzlich, aber so ist Krieg halt."

Jedenfalls, wenn Araber ihn führen.

(Mehr von und über Frau Putz hier, hier und hier.)

Wednesday, May 23, 2007

Hü! Oder, nein: hott, äh: hü…

Er kann es einfach nicht. Er kann keinen Kommentar schreiben, in dem er sich nicht selbst mindestens ein Dutzend Mal widerspricht. Warum zum Henker darf einer wie Thorsten Schmitz eigentlich Leitartikel für eine der größten deutschen überregionalen Tageszeitungen schreiben?

Ein Musterbeispiel liefert die SZ von heute. Schmitz greift in seinem Statement die gute Idee auf, die Palästinenser zumindest zeitweise zu entmündigen. Er sehnt sich nach „Paten“. Zwar brauchen die Palästinenser vor allem einen Vormund, der ihnen mal ordentlich die Ohren langzieht und sie, wenn es sein muss, ohne Abendbrot ins Bett steckt, aber was soll’s: Hören wir, was uns Schmitz zu den Raketen auf Sderot, Eliminierung von Terroristen und – yawn! – zur „Gewaltfalle“ zu sagen hat:

„Israel und die Palästinenser sitzen in der Gewaltfalle. Als Ausweg wird derzeit eine temporäre Fremdregierung der Palästinenser durch Jordanien und Ägypten diskutiert: Die Lösung hätte zumindest einen Vorteil.

Israel und die Palästinenser sind Gefangene ihrer selbst. Jede palästinensische Kurzstreckenrakete zieht einen israelischen Luftangriff nach sich, jede israelische Militäraktion palästinensischen Terror.“

Der erste Denkfehler: Schmidt sagt selbst, dass es die Raketen sind, deretwegen Luftangriffe geflogen werden müssen. Es bedarf also nicht der israelischen Reaktion, um die Hamas zum Qassam-Beschuss zu motivieren. Der Terror liegt in der Ideologie der Täter begründet und ist von Israels Tun oder Lassen völlig unabhängig.

„Die Zahl der Toten steigt, flankiert wird die Gewalt mit Drohungen.“

Dass die Zahl der Toten nicht abnimmt, dürfte auch jedem klar sein. Und was ist so falsch an Drohungen? Will die Hamas ihre Anführer aus der Schusslinie bringen, muss sie nur den Terror gegen den israelischen Grenzort Sderot stoppen. Die Drohung ist also eher ein Versuch der Deeskalation; das müsste Schmitz doch eigentlich zusagen.

„Die palästinensische Hamas will mehr und weiter reichende Raketen abfeuern, Israel auch Hamas-Führer Chaled Meschaal liquidieren."

Die einen feuern auf Zivilisten in einer Ortschaft, die anderen nehmen den Rädelsführer der Terroristen ins Fadenkreuz – vom moralischen Standpunkt aus betrachtet ein klarer Punktsieg für Israel.

„Ein Blick zurück in die jüngere Vergangenheit aber beweist, dass Gewalt immer nur Gegengewalt erzeugt.“

So kann man Notwehr natürlich auch nennen: „Gegengewalt“. Was passieren kann, wenn man auf diese verzichtet, lässt sich in Yad VaShem sehr anschaulich erfahren. Aber möglicherweise hätte Schmitz auch dort kein Aha-Erlebnis, sondern schüttelte nur den Kopf über die "Gegengewalt" im Warschauer Ghetto.

Statt von Gegengewalt zu faseln, müsste Schmitz die Frage stellen: Wer beginnt mit der Gewalt und trägt damit die Verantwortung für die Kämpfe? Dass Zurückhaltung einen entschlossenen Aggressor auch nicht von seinem Tun abhält, ist, anders als die Behauptung von Thorsten Schmitz, bewiesen - siehe oben. Der Korrespondent blickt nun zur Abwechslung wieder für einen Moment den Tatsachen ins Auge:

„Andererseits kann Israel schlecht mit der Hamas verhandeln, denn die möchte Israel loswerden.“

Nicht „loswerden“ – vernichten. Aber immerhin: Schmitz gibt zu, dass es mit Hamas nichts zu bereden gibt.

„Seit die Hamas die Autonomiebehörde führt, ist ein Palästinenserstaat in noch weitere Ferne gerückt.“

Donnerwetter! Wer hätte das gedacht?

„In diesen blutigen Tagen erinnert man sich an einen Bericht der New York Times.
Das Blatt hatte nach dem Wahlsieg der Islamisten berichtet, Washington wolle die Hamas-Regierung austrocknen, um Neuwahlen zu erzwingen. Diese Langzeitplanung wird nun ausgerechnet von Israel zunichte gemacht. Denn jeder Schlag gegen die Hamas und den Islamischen Dschihad stärkt die radikalen Gruppen. Deren Existenzgrundlage sind die israelischen Armee-Operationen. Sie halten sie am Leben.“

Nein, die Existenzgrundlage der Hamas ist ihr "Dschihad", ihr Kampf gegen die Israelis und nicht die Gegenwehr derselben. Die Offensiven der israelischen Armee gäbe es ohne den palästinensischen Terror ja auch gar nicht. Und sie halten die Hamas auch nicht am Leben, sondern das Gegenteil ist der Fall, wie die Verlustzahlen der vergangenen Tage beweisen. Der Entschluss, den Aggressor in die Defensive zu drängen, ist nicht nur militärisch sinnvoll, er ist auch für jeden denkenden Menschen nachvollziehbar. Irgendwie sogar für den Leitartikler:

„Selbstverständlich kann sich Israel den Beschuss mit Kurzstreckenraketen nicht gefallen lassen.“

Ach, jetzt wieder nicht?!

„Die Geschosse landen darüber hinaus nicht im Westjordanland, das von Israel seit genau 40 Jahren besetzt wird und mit rund 150 jüdischen Siedlungen gespickt ist.“

Womit allerdings die Einrichtung der Palästinensischen Autonomie, mit der der ganze Schlamassel erst richtig begann, unterschlagen wird. Aber wir wollen den SZ-Leser ja auch nicht überfordern.

„Die Raketen landen auf israelischem Hoheitsgebiet, mitten in der Kleinstadt Sderot und in der Negev-Wüste. Es geht den palästinensischen Terroristen nicht darum, mit den Kassam-Raketen die Besatzung zu beenden. Sie wollen die israelische Armee provozieren und letztlich Israel von der Landkarte löschen.“

Genau das ist der Punkt. Schmitz kommt aber nicht zu einer klaren Linie. Einerseits weiß er, dass Hamas auf ewigen Krieg aus ist und dass Israel gar nicht anders kann als seine Bürger zu schützen, andererseits darf er es so nicht sagen, denn dann wäre klar, wer die Verantwortung für die Gewalt trägt: Hamas, die von den Palästinensern mehrheitlich gewählte Terrororganisation. Und dann landete das wacklige Weltbild von den „beiden Seiten“, die sich einfach nicht einigen können, auf dem Müllhaufen, wo es eigentlich hingehört.

Deshalb muss Schmitz jetzt das Steuer einmal mehr herumdrehen und wieder auf die Geisterfahrerspur wechseln:

„Und Israel - das heißt, die durch den vernichtenden Untersuchungsbericht zum Libanon-Krieg geschwächte Regierung von Premier Ehud Olmert - tappt in die Falle der Hamas.“

Wie denn nun? Eben noch sagt er, Israel könne nicht anders, als sich zu wehren, jetzt geht es auf einmal wieder dem Gegner auf dem Leim, der irgendwie ganz scharf darauf sein soll, wieder was auf die Mütze zu bekommen. Kürzlich gab die Hamas-Führung die Parole aus, keine Mobiltelefone mehr zu benutzen, aus lauter Angst, von Israel geortet und liquidiert zu werden. Und das soll die Hamas ernsthaft wollen oder wie stellt sich das der kleine Moritz vor?

„Diese bestimmt die Agenda im Nahost-Konflikt. Die Hamas feuert Raketen ab, terrorisiert eine ganze Kleinstadt, und Israel reagiert nur.“

Und das ist, meint Schmitz wohl, auch wieder verkehrt. Aber wenn die Reaktion falsch ist, welche Aktion wäre dann wohl für Schmitz denkbar und auch akzeptabel? Das sagt er leider nicht. Dafür weicht er mal eben vom Thema ab:

„Die Hamas hat Präsident Machmud Abbas das Zepter aus der Hand genommen, er ist eine Marionette der Radikalen.“

Nun ja, von Anfang an.

„Die arabischen Staaten haben den Friedensplan von 2005 reaktiviert, Israel aber bleibt bis heute ein konkretes Angebot schuldig.“

Das „konkrete Angebot“ Israels lag schon 2000 vor, die Antwort der PA ist bekannt. Was der arabische „Friedensplan“ vorsieht – bestenfalls die Maximalforderung nach 100 Prozent Westbank plus Jerusalem als Hauptstadt – ist aber für Israel nicht akzeptabel. Man müsste in Jerusalem ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein, würde man ernsthaft erwägen, sich die Hamas in die Altstadt zu holen. Dann schlagen die Qassams zuerst in den hübschen Häuschen unterhalb des King David Hotels ein.

„Es ist auch ein trauriger Sieg der Hamas, dass US-Außenministerin Condoleezza Rice jüngst eine geplante Visite absagte. Europäische Regierungsmitglieder fliegen noch zu Krisengesprächen in die Region - und verlassen den Schauplatz stets ratlos. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der als Vertreter Deutschlands und der EU mit Abstand am eifrigsten darum bemüht ist, eine Eskalation im Nahost-Konflikt zu vermeiden, musste nach seiner (wievielten?) Reise kürzlich unverrichteter Dinge wieder abreisen. “

Und wir hatten alle gedacht, er würde den Nahost-Konflikt lösen! Hm. Vielleicht hat Steinmeier zu viele Leitartikel in deutschen Tageszeitungen gelesen statt einmal gründlich das Programm der Hamas zu studieren. Sonst hätte er die Erfolgschancen seiner Mission realistischer eingeschätzt.

„Um sein politisches Überleben zu sichern oder bis zum Libanon-Abschlussbericht im Sommer hinauszuzögern, muss Olmert die Armee aufmarschieren lassen. Das israelische Volk verlangt Härte gegenüber palästinensischem Terrorismus. Es sieht sich bedroht.“

Nein. Es IST bedroht, du Pappnase! Angesichts der Raketeneinschläge in Sderot und im südlichen Ashqelon von gefühlter Bedrohung zu sprechen, ist nun wirklich haarsträubend. Wenn jemand die Familie von Thorsten Schmitz aufs Korn nimmt, einen Sohn entführt, das Haus beschießt, die Oma killt und ihm jeden Tag einen Zettel in den Briefkasten steckt mit dem Versprechen, ihn bei nächster Gelegenheit platt zu machen, und sollte ihn ein Arbeitskollege ungläubig anschauen und sagen: „Ach, Sie sehen sich bedroht, Herr Schmitz, echt jetzt?“ – dann möchte man sein Gesicht sehen.

„Dass Härte bislang noch nie geholfen hat, ist eine Einsicht, die ein starker Regierungschef vermitteln könnte. Olmert kann das nicht. Er ist ein Premier auf Abruf.“

Dass Schwäche je geholfen hätte, kann man nun auch nicht gerade behaupten, gerade vom Nahen Osten nicht. Aber dass Stärke mitunter enorm helfen kann, dafür ist Israels Existenz und insbesondere seine gegenwärtige Verfassung der beste Beweis. Nur dank seiner Armee und der Arbeit seiner Geheimdienste ist die Zahl der Selbstmordattentate auf fast Null zurückgegangen, und nur deshalb kann sich auch Thorsten Schmitz deutlich unbesorgter als noch vor fünf Jahren in ein Straßencafé setzen.

Was Israel alles unterlassen sollte, ist ja hinlänglich bekannt: so gut wie alles, vom Bau des Sicherheitszaunes über die Präsenz an den Checkpoints bis zu militärischen Operationen aller Art, selbst wenn sie sich gezielt gegen die Terroristen richten. Was aber soll Israel tun?

„Auch die diversen Friedenspläne werden nichts fruchten, solange Israel es mit einer Palästinenserregierung zu tun hat, die Raketenabwürfe und Selbstmordattentate sanktioniert.“

Na also. "Sanktioniert" übrigens im Sinne von "bestätigt, billigt, gutheißt, begrüßt". Sanktionierung kann ja mitunter auch Bestrafung bedeuten. Aber ganz so deutlich mag Schmitz die Wahrheit nicht sagen.

„Der arabische Friedensplan wird ebenso verstauben wie der Fahrplan des Nahost-Quartetts, weil die Hauptakteure nicht miteinander reden können und in Terror und Militär-Operation das Allheilmittel sehen.“

Na, wenn die Diplomatie am Ende ist, muss es im Krieg das Militär richten, so ist das nun mal. Es geht nicht um ein „Allheilmittel“ sondern um maximale Sicherheit für Bürger, die täglichem Raketenbeschuss ausgesetzt sind.

„Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Palästinenser dem Sprichwort alle Ehre machen, dass sie nie eine Gelegenheit verpassen, eine Gelegenheit zu verpassen. Unter Jassir Arafats jahrelanger Regentschaft sind sie einem Staat ebenso wenig näher gekommen wie unter der Ägide der Hamas. Als Opfer der israelischen Besatzung genießen die Palästinenser zwar weltweit Mitleid. Mit ihrem Terror aber entlarvt sich die Hamas. Sie braucht die Besatzung für die eigene Existenz.“

Anmerkung: Hamas sieht das ganze Land als besetztes Gebiet an, von Rosh HaNikra bis Eilat. Es hülfe Israel also nichts, Judäa und Samaria zu räumen. Im Gegenteil.

„In jüngster Zeit kursiert, 40 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, in der Region die Idee, die Palästinenser sollten das Regieren wieder den einstigen Machthabern Ägypten und Jordanien überlassen. Amman und Kairo sollten die Palästinenser erneut unter ihre Fittiche nehmen…“

Vulgo: die Herrschaft über sie übernehmen, denn was war die ägyptische Herrschaft über Gaza und die jordanische über die Westbank anderes als Besatzung?

„… sie einem Schnellkurs in Staatenbildung unterziehen und solange die Grenzen zu Israel kontrollieren. Der Vorteil dieser Patenschaften wäre, dass Ägypten und Jordanien über Friedensabkommen mit Israel verfügen. Sie könnten im Namen der Palästinenser die Verhandlungen über einen endgültigen Status führen und gleichzeitig den Versuch wagen, ihre arabischen Brüder vom Terror abzuhalten.“

Na dann: viel Erfolg!

„Tatsächlich könnte eine temporäre jordanische Hoheit im Westjordanland und eine ägyptische im Gazastreifen die Chance dafür bieten, dass sich alle Beteiligten konstruktiv auf die Zwei-Staaten-Lösung konzentrieren - anstatt auf Rache und Vergeltung.“

„Rache und Vergeltung“ – das musste nun wieder sein. Ohne geht es einfach nicht. Eben noch stellt Schmitz klar, dass es der Terror der Hamas ist, der einer friedlichen Lösung im Wege steht (notabene: der Terror der Fatah bleibt unerwähnt), dass Israel reagieren muss und ebenso, dass es keine Lösung auf dem Verhandlungswege geben kann, weil Hamas auf der Auslöschung Israels besteht – und jetzt ist der Kampf gegen die Terroristen wieder nicht in Ordnung, sondern wird als billige und natürlich verdammenswerte „Rache“ bezeichnet und delegitimiert.

Einerseits und andererseits und eigentlich aber doch, wobei. Danke, Thorsten Schmitz in Jerusalem!

Monday, May 21, 2007

From Russia With Chuzpa

Noch eine schöne Nachricht: Russland nennt die israelischen Luftangriffe im Gazastreifen, die sich eindeutig (und erfolgreich) gegen Hamas-Terroristen richten, "unverhältnismäßig". Dabei bliebe, nähme sich die israelische Armee an den Russen ein Beispiel, in Gaza kein Stein auf dem anderen. Grosny lässt grüßen.

Körpergröße: Europäer überholen US-Amerikaner

…meldet SPIEGEL online.

Na und? Dafür sind die Amis breiter.

Heimtückischer Überfall auf Nassers friedliebendes Ägypten

Am 6. Juni strahlt unser Lieblingssender Arte eine zweiteilige französische Dokumentation zum Junikrieg 1967 aus: "Sechs Tage Krieg" (Regie: Ilan Ziv). Wer die filmische Begleitung des Nahostkonflikts durch den deutsch-französischen Kultursender aufmerksam verfolgt, dem kann nichts Gutes schwanen. Jedenfalls lässt die Fotoauswahl, die der Sender an die Printmedien herausgibt, erahnen, dass es mal wieder in die sattsam bekannte Richtung geht, die Geschichte des Krieges also vor allem aus arabischer Sicht erzählt wird.

Die Fotos zeigen (Original-Bildunterschriften):

1. Kairo
2. John Hadden, ehemaliger Chef der CIA in Israel
3. Badi Awad, Offizier der jordanischen Armee
4. Abdel Majid Farid, Sekretär des ehemaligen ägyptischen Staatspräsidenten Nasser
5. Boutros-Ghali, sechster Generalsekretär der Vereinten Nationen (1992-1996)
6. Dorf des ägyptischen Soldaten Fathy Abu Elrish
7. Said Al Rifai, jordanischer Diplomat und Politiker
8. Aufnahme der syrischen Stadt Kuneitra, die von der israelischen Armee nach dem Sechs-Tage-Krieg zerstört wurde
9. Nach dem Sechs Tage Krieg demonstriert der Ehemann der Filmemacherin gegen die Besetzung der West Bank und des Gaza

Na also: Lauter Araber, ein böser Amerikaner und ein guter Israeli – nämlich einer, der findet, dass man Vernichtungsdrohungen wie denen Nassers mit Goodwill begegnen sollte. So mögen wir das! Spirit of Entebbe freut sich schon heute auf die Ausstrahlung und wird den Film zu gegebener Zeit auf den Seziertisch legen.

Libanon vs. Fatah al-Islam

Die Nachricht wird in Deutschland keine großen Emotionen auslösen, wenn überhaupt Notiz von ihr genommen wird, aber festzuhalten ist sie dennoch. SPIEGEL online meldet:

"Islamisten und Regierungssoldaten haben sich im Libanon die schwersten Gefechte seit Jahren geliefert. Mindestens 50 Menschen wurden dabei getötet und über 90 weitere verletzt.

Kämpfer der palästinensischen Organisation Fatah al-Islam, die al-Qaida nahe stehen soll, und libanesische Soldaten lieferten sich in Tripoli und im benachbarten palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared stundenlang heftige Schusswechsel. Am Abend war die Situation nach Militärangaben wieder unter Kontrolle. Hintergrund der Kämpfe sind nach Angaben eines Regierungsmitglieds die Pläne der Uno, ein Tribunal zum Fall des ermordeten Ex-Regierungschefs Rafik al-Hariri einzurichten(…)"

Solche Meldungen sollte man sich aufbewahren. Nur für den Fall, dass demnächst mal wieder einer daherkommt und meint, die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts sei der Schlüssel zum Frieden in Nahost.

Pfeifen im dunklen Wald

Während in Deutschland nach dem tödlichen Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan schon darüber diskutiert wird, ob man die Truppen nicht besser abziehen sollte, macht die IDF gerade vor, wozu sich ein Staat normalerweise eine Armee leistet: um notfalls eben auch Gewalt anzuwenden, ob gegen reguläre Truppen, Taliban oder andere islamistische Terrorgruppen. In den vergangenen Tagen wurde die Hamas gründlich getroffen, was sie immer gern bestätigt, indem sie tief in die Phrasenkiste greift. Besonders abgegriffen: "Israel hat das Tor zur Hölle geöffnet" (und Sheich Yassin sowie seinen Nachfolger Rantisi hineingestoßen) oder der Klassiker "Israel wird von der Landkarte radiert werden", wie ein Hamas-Führer in Gaza heute Morgen wohl etwas zu optimistisch prophezeite. Pfeifen im dunklen Walde, denn alle Rhetorik kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie armselig diese Bande dasteht: international geht nicht viel, das Volk stürzt vollends ins Elend und verweigert zunehmend seine Unterstützung, im Kampf gegen die "Brüder" von der Fatah killt man die eigenen Leute und die Truppen werden durch gezielte Schläge der israelischen Armee empfindlich dezimiert. Da bleiben nur noch Teheran und die al-Qaida, um der Hamas die Stange zu halten. Hoch die Internationale Terroristensolidarität.

Geradezu rührend, wie Fawzi Barhoum, ein Sprecher der Hamas in Gaza, mitten im Kugelhagel um das Wohlergehen der Zivilisten besorgt ist: Der Sprecher einer Organisation, die Hunderte Israelis in Linienbussen und Cafés ermordete und allein 4500 Qassam-Raketen auf Wohnhäuser und Schulen in der israelischen Grenzstadt Sderot abfeuerte, forderte die IDF auf, "Zivilisten aus dem Kreislauf der Gewalt (!) herauszuhalten", wie die Jerusalem Post heute berichtet. Palästinensische Zivilisten, denn israelische Zivilisten gibt es für die Hamas nicht, alle Juden sind ihr gleich, sind ihr "Besatzer" und "Ungläubige" und "Feinde des Propheten" und das Grundübel der Menschheit. Dabei müssten diese Typen nur mal in den Spiegel sehen. Auch Waschen und Rasieren hilft da nichts, aus denen wird nie etwas.

Möge diese Bande schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen werden. Besser für die Palästinenser, besser für Israel, besser für die Welt. Kol hakavod leZahal!

Sunday, May 20, 2007

Die Jordanier kommen!

Dieses Mal aber in friedlicher Absicht - um Shimon Peres von seiner Jordanien-Reise zurückzubringen.


Israelischer Blackhawk (vorne) und jordanischer Puma über dem Zionsberg.
Jerusalem, 20.05.2007. Foto (c) SoE

Blockadekräfte integrieren!

Eine besondere Freude ist es immer wieder, wenn einmal im Monat E+Z ins Büro trudelt. E+Z, das ist das Hausblatt von inwent, einer Ausbildungsstätte für Entwicklungshelfer, die vor allem vom Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung genutzt wird. Und das Heftchen ist ähnlich wie Lukullus, die Zeitschrift des Metzgereihandwerks und Hauptwitzequelle meiner Mutter, immer für einen Scherz zu haben. Auch im Mai 2007 wird der Leser nicht im Stich gelassen.

Gleich das - vermutlich von der Roten Heidi in Auftrag gegebene - Editorial ist ein Volltreffer. Unter der Überschrift "Chancengleichheit à la Wolfowitz" schreibt Chefredakteur Dr. Hans Dembowski:

Wolfowitz [hat sich] als Weltbankpräsident auch zu Recht dem Kampf gegen die Korruption verschrieben. Folglich ist seine Glaubwürdigkeit aber ramponiert, seit Mitte April seine eigene Neigung zur Günstlingswirtschaft bekannt wurde. (...) Menschlich mag Wolfowitz' Verhalten trivial scheinen, politisch ist es inakzeptabel. Er nutzte sein Amt, um einer ihm privat nahestenden Person besondere Vorteile zu verschaffen. Das gilt als typisches Fehlverhalten von Machthabern in armen Ländern. Zudem überrascht, dass die Bush-Administration, die multilateralen Institutionen regelmäßig Misswirtschaft vorwirft, sich eine Fachkraft mit exorbitantem Gehalt von der Weltgemeinschaft finanzieren lässt. Eine Supermacht sollte ihr Personal selbst bezahlen.

Dass manche Regierungen armer Länder nun für Wolfowitz eintreten, spricht vermutlich weniger für sie als gegen sie. Da haben es manche wohl lieber mit einem diskreditierten Weltbankpräsidenten zu tun als mit einem, dessen Anti-Korruptionsrhetorik noch Biss hätte.

Dembowskis Tirade ist besserwisserisch, verlogen, kolonialistisch und fern jeglicher Realität (siehe etwa hier und hier). Doch E+Z wäre nicht E+Z, wenn es nicht gelingen würde, im Blattinnern noch einen drauf zu setzen. Und dieses Mal ist es ein echter Juwel. Auf den Seiten 208 und 209 wird ein neuer Begriff eingeführt, der Furore machen könnte - eine innovative Lösung für das hausgemachte Problem des Westens, islamofaschistische Terroristen nicht als solche bezeichnen zu dürfen/können/wollen:

Von 1994 bis 2005 hat sich die Zahl offener Kriege auf der Welt halbiert, 85 Prozent wurden auf dem Verhandlungsweg beendet. Friedensprozesse erlitten aber oft Rückschläge und scheiterten in vielen Fällen sogar ganz. Das lag häufig an Blockadekräften, die Bemühungen um Frieden gezielt unterminierten. Es kommt folglich darauf an, solches Blockadeverhalten aufzulösen und die dahinter stehenden Akteure konstruktiv einzubinden. Dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten.

Das E+Z mit diesen Leuten, mit denen man dringend Grundstressniveau, Demütigungen durch den Westen und andere Problemata im Halbkreis offen ausdiskutieren sollte, tatsächlich Islamofaschisten meint, wird a) durch das große Foto von zwei Dutzend bewaffneten Islamisten ("Kämpfer der islamischen Gerichtshöfe versammeln sich in Somalia Ende Dezember letzten Jahres") deutlich. Und b) scheut man sich nicht, es auch schwarz auf weiß zu schreiben:

Blockadekräfte als Terrororganisationen zu stigmatisieren und zu isolieren, hat sich dagegen in den letzten Jahren vielfach als ineffektiv erwiesen. Sowohl die Hamas in Palästina als auch die Hisbollah in Libanon beispielsweise stehen auf der Terrorliste der USA. Dennoch sind sie mächtiger denn je. Ausgrenzung erschwert den Dialog.

Blockadekräfte also - das klingt fast so gut im Ohr wie die im vergangenen Jahr an dieser Stelle vorgeschlagene alternative Formulierung. Das englische Wort für "Blockadekräfte" ist übrigens "Spoiler". Damit können dann nicht nur die Leser von E+Z, sondern auch jene von C&F etwas anfangen.

Friday, May 18, 2007

Befreit Gaza – von der PA

Was ist schlimmer als eine Terrorbande an den Macht? Zwei Terrorbanden an der Macht. Wer auch immer geglaubt hat, dass auf die palästinensische "Regierung der nationalen Einheit" auch nur ein Cent zu wetten sei, dürfte längst eines Besseren belehrt worden sein. Was in Gaza passiert, ist ein Bürgerkrieg ist ein Bürgerkrieg ist ein Bürgerkrieg. Nicht mal zu einem Burgfrieden sind die palästinensischen Terrorgruppen fähig, sie ballern auf die Kinder ihrer politischen Rivalen, sie ballern auf Besucher eines Begräbnisses, sie bringen ihr Volk um jede Chance auf ein Leben in Frieden und Wohlstand, so wie sie schon zuvor den Friedensprozess killten und davor den Libanon zerstörten und davor den Putsch in Jordanien versuchten und davor die Zwei-Staaten-Lösung Israel-Palästina zunichte machten.

Wie lange wird es dauern, bis die Terrorversteher in Europa das merken, was schon jetzt von den Palästinensern selbst so geäußert wird: dass nämlich die Zeiten der israelischen Besatzung besser waren? Sogar einer ZDF-Korrespondentin ist dies vor zwei Tagen nicht entgangen. Wie durchsichtig das Manöver, jetzt wieder verstärkt Sderot mit Kassam-Raketen zu terrorisieren, in der Hoffnung, israelische Gegenoffensiven würden die rivalisierenden Terrorgruppen wieder für eine Weile zusammenschweißen.

Es hilft alles nichts: Abbas muss sich entscheiden, mit wem er Frieden haben will: mit der Hamas oder mit Israel. Beides zusammen geht nicht.

Thursday, May 17, 2007

40 Jahre danach


Chaim Oschri, Yitzhak Yifat (Mitte) und Zion Karsenti an der Klagemauer. Einmal Fallschirmjäger - immer Fallschirmjäger. (aus: Maariv, 17. Mai 2007)

Wednesday, May 16, 2007

Einmal nach Afura, bitte!

Geschichten, die das Leben schreibt: Weil sie den Buchstaben "L" wie ein "R" aussprachen, bekamen 15 japanische Touristen in Israel von einem Busfahrer die falschen Tickets ausgehändigt. Die Gruppe wollte eigentlich nach Afula, traf aber am späten Abend in der schwer bewachten Siedlung Ofra ein, die an der Hauptstraße zwischen Jerusalem und Nablus/Shechem liegt. Dort mussten die Japaner dann übernachten, wie Ma'ariv berichtet.

Das eigentlich Komische an dieser hübschen Geschichte ist aber nicht der Gesichtsausdruck der Japaner beim Eintreffen in Ofra, den man sich lebhaft vorstellen kann, sondern das Verhalten des Busfahrers, dem eigentlich ein Licht hätte aufgehen müssen. Andererseits: Wer schon häufig mit Egged gefahren ist, wird darüber auch nicht wirklich überrascht sein.

So macht Karneval Spaß!

Yom Yerushalaim in der israelischen Hauptstadt - ein Bericht in Bildern:


Shaul Mofas fährt Trecker. Und keiner macht das so cool wie er.


Fallschirmjäger rücken vor.


Dieser Mottowagen würde sich definitiv auch auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug gut machen.


Die Nachhut: jüdische Waldelfen.
(Nachfragen ergeben: Sie alle wünschen ausdrücklich, dass CC nie nach Israel kommt. Frau B. scheint also recht zu haben. Sorry, Claudio.)


Radikale Siedlerkinder tragen neckische Mützen zur Schau. (Auf dem Plakat steht: "Schreibe nicht mehr über Israel, Claudio!")


Ausgelassene Krankenschwestern toben durch die Straßen. (Und schämen sich für CC.)


Der Golan beschützt und küsst Jerusalem. (40 Jahre Siedlungen auf dem Golan!)


Neue Araberfresser-Maschinen werden schamlos vorgeführt.


Kühe drehen am Rad.

Und danach singt Ninette Tayeb "Yerushalaim shel Sahav" im Gan Saker. (Anschließend ruft sie ins Publikum: "Tischaer baBeit, Claudio!") So schön kann Besatzung sein.

Alle Bilder: Jerusalem, 15. Mai 2007; (c) SoE.

Tuesday, May 15, 2007

Fanpost

Eine Frau B. schreibt mir:

"Hallo Claudio,

du hast zwar einen wunderschönen Namen, wie ein schönes Lied, aber ganuaso hässliches Herz aus dem faschistisches, rassistisches und Menschenverachtendes spricht."

Gulp.

"Gebe es heute die SS wärst du wahrscheinlich Ihr Anführer."

Ach du lieber Himmler…

"Ich erklär dir warum. Der Herr Primor, ist ein Israeli und im Gegensatz zu dir hätte er beinahe sein Leben im Kampf für sein Land verloren, aber sein Herz ist anscheinend frei von Hass und religiösem Fanatismus. Er weiß, dass kein Staat der Welt auf die Dauer existieren kann indem er einem anderem Volk das Recht auf menschenwürdiges Leben in einen eigenen Staat verweigert. Da er nicht mehr im Amt ist kann er endlich sagen was er wirklich denkt, nämlich die Wahrheit und ist bereit mit seinen Feinden Frieden zu schließen…"

Die Feinde aber nicht mit ihm.

"…das beiden Seiten viele Opfer abverlangt, wie es die Europäer auch gemacht haben."

Denen ihre Mentalität allerdings nicht erlaubt, ihren eigenen Kindern Sprengstoffgürtel umzuschnallen.

"Du Claudio bist ein religioser Fanatiker ein Rassist, ein Faschist…"

Ja, ja, gib mir Tiernamen!

"… der nur daraus ist die einge Rasse in deinem Fall, eine bestimmte Religion zu unterstützen, egal welche gute oder schlechte Sachen von deren Führern betrieben werden. Eben ganau wie ein Nazi, der für die deutsche Rasse einsteht, unabhängig davon welche Verbrechen von den Führern des deutschen Volkes verübt werden, weil man ein Deutscher ist und deutsche unterstützt man immer egal was sie tun. Israel schämt sich für dich Claudio und will weder dass du nach Israel kommst noch über Israel schreibst…"

Hat hier ohne mein Wissen eine Volksabstimmung stattgefunden?

"…im Gegensatz zu dem Stolz von Israel, dem Herr Primor."

Grüße aus Mitleid
A.B."

Und aus Mitleid mit A.B. nenne ich hier ihren vollen Namen nicht.

Hallo Naqba!

Heute begehen die Palästinenser wieder einmal den Jahrestag ihrer "Katastrophe". Zu vermuten ist, dass sie es auch diesmal versäumen, die Umstände der "Naqba" wenigstens im Jahr 59 danach einigermaßen nüchtern zu analysieren – und damit auch ihre eigenen Fehler und Versäumnisse. Statt darüber nachzudenken, warum es den Palästinensern in Israel deutlich besser geht als denen im Libanon oder denen, die vor mehr als einem Jahrzehnt ihre Selbstverwaltung erlangten und sie gründlich ruinierten. Eine neue hausgemachte Katastrophe.

Ein guter Rat zum Naqba-Tag: Übernehmt endlich Eigenverantwortung, ihr Memmen!

Monday, May 14, 2007

Der gute Israeli

Gegen einen allseits geschätzten und beliebten Akademiker und Karrierediplomaten, der zudem im Sinaifeldzug 1956 als Panzersoldat verwundet wurde, möchte man eigentlich nur ungern etwas sagen. Der u.a. mit dem Kulturpreis Europa 1998 und dem Merite Européen in Gold geehrte Avi Primor, von 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Bonn, gilt als weltgewandt und ist in seiner Zunft, in der die Fähigkeit gefragt ist, in mindestens drei Sprachen schweigen zu können, für seine Eloquenz berühmt. Seinerzeit galt er als echtes Schwergewicht unter den ausländischen Diplomaten. Noch heute wird Primor von den deutschen Medien häufiger zur Situation in Nahost befragt als der aktuelle Gesandte Shimon Stein, was allerdings weniger an Primors deutlich besseren Deutschkenntnissen liegen dürfte, die er sich in rekordverdächtiger Zeit aneignete, als an seiner Neigung, sich durch Kritik an der israelischen Regierung im Land der Mörder seiner Familie mütterlicherseits beliebt zu machen. Und genau das ist es, was an dem stets verbindlich lächelnden, aristokratisch auftretenden Ex-Diplomaten, der irgendwie so gar nichts Israelisches an sich hat, wirklich nervt.

Wenn es um Israel und den Nahostkonflikt geht, missverstehen weite Teile der Mainstream-Medien Pressefreiheit gern als Recht, Lügen verbreiten zu dürfen ohne dazu gezwungen zu werden. Oder sie gehen gleich auf Nummer Sicher und suchen sich einen Kronzeugen gegen den jüdischen Staat. Jemand wie Uri Avnery, der sein Narrenkostüm glücklicherweise nur noch in der schwindsüchtigen außerparlamentarischen Opposition Israels zur Schau trägt, gilt langsam als Auslaufmodell, da kommt ein durch und durch seriöser Ex-Diplomat, inzwischen Vizepräsident der Universität Tel-Aviv, gerade recht. Avi Primor ist der Prototyp der "guten Israeli". Und dieses Prädikat verdient man sich in Deutschland am besten, indem man sich von der israelischen Politik (und damit von der gesellschaftlichen Mehrheit in Israel) distanziert.

Nun ist Avraham Primor, liebevoll Avi genannt, nicht der Typ, der vor laufender Kamera einen Arafat herzt. Auch äußert er keine Fundamentalkritik an der israelischen Politik. Dass sein Buch „Terror als Vorwand. Die Sprache der Gewalt“ dem taz-Rezensenten Ludwig Watzal nicht gefallen hat, schon der simplen Feststellung wegen, dass der Friedensprozess an den Palästinensern scheiterte, spricht für Primor. Wer von Watzal die Verbreitung „zionistischer Klischees“ vorgeworfen bekommt und sich mit Kritik an den Palästinensern den Unmut von Alexandra Senfft in der Süddeutschen Zeitung zuzieht, kann ja kein ganz schlechter Mensch sein. Nein, was an Avi Primor nervt, ist seine ebenso ärgerliche wie erfolgreiche Strategie, alle Phrasen und Klischees wiederzukäuen, die der Beurteilung des Nahostkonflikts üblicherweise zu Grunde liegen. Primor weiß, wie die Medien ticken und welcher Sprache sie sich bedienen. Er beherrscht die einschlägigen Tricks, spricht von „Behauptungen“, um bestimmte Aussagen von vornherein als unglaub- oder fragwürdig erscheinen zu lassen, oder von „gemäßigten“ palästinensischen Politikern, auch wenn diese sich nur graduell von den Radikalen unterscheiden.

Ein Beispiel:

Auf dem Höhepunkt der Terror-Intifada, als Israel im Frühjahr 2002 von einer Terrorwelle nie gekannten Ausmaßes erschüttert und allgemein eine groß angelegte israelische Gegenoffensive erwartet wurde, schien der Bundeszentrale für Politische Bildung ein Gespräch mit dem damaligen israelischen Botschafter zu riskant. Der hätte schließlich gute Gründe dafür anführen können, warum man den Erzterroristen Arafat endgültig kaltstellen sollte. Also fragte man seinen Vorgänger, bei dem diese Gefahr nicht bestand.

Primor enttäuschte die Erwartungen nicht. So sagte er über Arafat:

„Immer wieder wird von israelischer Seite behauptet, dass Arafat für den Terror palästinensischer Extremisten verantwortlich ist und alle Friedensbemühungen torpediert.“

Was ja nicht ganz von der Hand zu weisen war, hält man sich mal Arafats gesammelte Reden zum Jihad und zum Märtyrertum als gesellschaftliches Ideal vor Augen, ganz zu schweigen von seiner handfesten Unterstützung von Terrorgruppen wie den Tanzim-Milizen, dem Kungeln mit der Hamas und den von ihm veranlassten Waffenschmuggeleien, etwa auf der von der israelischen Marine aufgebrachten „Karine A“. Aber Primor spricht ungeachtet der tonnenschweren Beweislast gegen den „Raïs“ von israelischen „Behauptungen“ und funktioniert die Bewertung des Arafatschen Sündenregisters zur simplen Ansichtssache um.

Zu Ahmad Kurei fiel dem Ex-Botschafter folgende Charakterisierung ein:

„Natürlich ist er ein Arafat-Mann. Wie alle Palästinenser sieht er in diesem eine historische Gestalt, ein Symbol des palästinensischen Volkes. Gleichwohl steht Kurei für eine gemäßigte Politik. Er ist wohlwollend gegenüber Israel, ein Friedensstifter.“

Auch wenn er mal, als er noch Parlamentspräsident war, vor laufenden TV-Kameras auf den Überresten einer verbrannten israelischen Flagge herumtrampelte. Eine durchaus gewagte Einschätzung!

Und um auch Lieschen Müller zufriedenzustellen und jüdischen Häuslebauern in der Westbank den gleichen "Hardliner"-Stempel auf die Stirn zu drücken, für den man auf der anderen Seite des Zauns schon ein veritables Massaker an Zivilisten verüben muss, sagte Primor:

„Die Hardliner in Israel, die die palästinensischen Gebiete nicht räumen und die Siedlungen nicht abbauen wollen, benutzen den Terror als Vorwand. Sie sagen: Wir können den Palästinensern keine Zugeständnisse machen, wir können keine Gebiete räumen. Wir müssen vielmehr weiter bauen; das ist Teil des Kampfes gegen den Terror. Und die Mehrheit der Bevölkerung nimmt das hin. Dabei wäre sie im Grunde zu Zugeständnissen an die Palästinenser bereit - das beste Mittel gegen den Terror.“

Weshalb der Terror in großem Stil auch erst nach dem Gaza-Jericho-Abkommen und der Einrichtung der Palästinensischen Autonomie losging, und weshalb die Raketen aus dem Gazastreifen weiterflogen, als die IDF diesen Brutherd des Terrors geräumt hatte. Ach, Avi! Das Märchen vom Terror, der sich durch Entgegenkommen erledigen ließe, mag man wirklich nicht mehr hören. Und, ja: Die Israelis waren zu Zugeständnissen bereit - aber nicht mehr, als sie erkannten, dass sie für Land keinen Frieden, sondern Selbstmordattentate bekamen. Das hätte Avi Primor im Interesse seiner Landsleute gern mal klarstellen können.

Man würde sich wünschen, dass Primor, sollte ihn das nächste Mal ein deutscher Journalist anrufen, auf dass er uns die politischen Mysterien des Orients erkläre, wenigstens einmal sagte: „Ach, wissen Sie was: Fragen Sie doch einfach einen israelischen Polit-Analysten oder Journalisten, oder auch den israelischen Botschafter in Berlin. Notfalls müssen Sie sich eben einen Übersetzer leisten. Die deutsche Öffentlichkeit müsste nämlich dringend mal darüber informiert werden, wie die große Mehrheit der israelischen Bevölkerung über die Lage denkt und welche Befindlichkeiten bei der Wahl ihrer Führung eine Rolle spielen. Nur weil ich Sharon und Olmert nicht leiden kann, und Netanyahu schon gar nicht, bin ich ja kein qualifizierterer Gesprächspartner.“

Aber genau das wird er nicht tun, unser Avi Primor, dafür steht er viel zu gern vor einer Kamera, um uns an seiner onkelhaften Einschätzung der Lage teilhaben zu lassen. Tja, alles ist Eitelkeit, Eitelkeit, Eitelkeit. Steht schon im Buch Kohelet.

Primor ist übrigens passionierter Reiter. Kein Wunder, dass er gern mal einen vom Pferd erzählt.

Thursday, May 10, 2007

Neues von der Achse des Bösen

Seit längerem mehren sich Anzeichen, die auf Friedensverhandlungen und eine mögliche Rückgabe des Golan-Massivs hindeuten. Nun hat sich Bashar al-Assad, Präsident von Syrien – einem Land, in dem Dissidenten und Oppositionelle routinemäßig gefoltert werden, in dem 1,5 Millionen Kurden seit 50 Jahren einer aggressiven Arabisierungspolitik ausgesetzt sind, enteignet und diskriminiert werden, und in dem auch assyrische Christen nichts zu lachen haben – zu Wort gemeldet.

Und was hat uns der Diktator, dank der Erbfolge ins Amt gekommen, zu sagen? Nun: dass die Regierung in Jerusalem "schwach" sei und "nicht bereit für einen gerechten Frieden mit den Arabern". Der Mann, der in seinem Herrschaftsbereich keine Meinungs- und Versammlungsfreiheit duldet, vermisst ausgerechnet in Israel "eine reife öffentliche Meinung, die die Regierung in die richtige Richtung drängen" müsste. Darüber hinaus, so Assad, sei Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, denn die israelische Geschichte zeige, "dass schwache Regierungen Kriege vom Zaun brechen".

So, und jetzt wischen wir uns die Lachtränen aus den Augenwinkeln - und gönnen uns zur Feier des Tages heute Abend einen guten Rotwein. Natürlich vom Golan. Cheers!

Panoptikum 2007

Als vor 100 Jahren der Tierpark Hagenbeck in Hamburg seine Pforten öffnete, konnten die Besucher erstmals exotische Tiere in einer beinahe artgerechten Umgebung bestaunen – ohne Gitteranlagen. Dafür ist der Zoo heute noch bekannt. Was weniger bekannt sein dürfte: Ein Vierteljahrhundert zuvor hatte der Tierhändler Carl Hagenbeck, fasziniert von einer Völkerschau auf einem Markt, Menschen ausgestellt: Eskimos etwa, Massai, eine Lappländerfamilie. Heute mag man das für fragwürdig halten; fest steht, dass das damals für die Leute eine echte Sensation war.

Heute, wo jeder schon fremde Völker im Fernsehen und Löwen oder Giraffen im Zoo gesehen hat, gewinnt der Gedanke an Reiz, mal wieder etwas wirklich Exotisches bestaunen zu können. Lebewesen, von deren Existenz man bisher nicht einmal wusste oder solche, die als ausgestorben galten. Wie das wohl wäre! Man schlendert durch einen Park und sieht:

Einen deutschen Mittelstufenschüler, der in der Lage ist, einen grammatikalisch und orthographisch unfallfreien Satz zu Papier zu bringen. Sunniten und Shiiten, einträchtig auf einer Wiese nebeneinander liegend. Einen höflichen Berliner. Einen Rechtsradikalen mit Abitur. Einen Fahrradkurier, der rücksichtsvoll um die Besucher herumkurvt. Heterosexuelle Friseure und Flugbegleiter. Lehrer, die auf „Brückentage“ verzichten. Gutaussehende Engländerinnen. Eine für den Frieden demonstrierende Gruppe von Palästinensern. Linke, die es im Zweifel eher mit den USA halten als mit Despoten und Terroristen. Teenies, die mehr als zwei Sätze hintereinander sprechen können, ohne die Worte „voll“, „Hallo?!“ und „Digger“ zu verwenden. Schlanke Männer aus Tonga, erfolgreiche Fußballer aus dem Rheinland, pro-israelische Journalisten.

Nur, leider: Eher werden wir wohl einen lebenden Tyrannosaurus Rex zu sehen bekommen. Wie langweilig. Und wie gewöhnlich.

Monday, May 07, 2007

Wo der gesunde Menschenverstand noch zu Hause ist

Amerika, du hast es besser: Laut einer aktuellen Umfrage beschreiben 66 Prozent der Befragten ihr Verhältnis zum Staat Israel als herzlich bzw. sehr positiv, während sich nur 11 Prozent für den Iran erwärmen können.

Zum israelisch-palästinensischen Konflikt befragt, unterstützen 65 Prozent Israel, nur jeder Zehnte die Palästinenser. Drei Viertel der Befragten sprachen sich gegen eine finanzielle Unterstützung der PA aus, so lange die Hamas nicht ihre Kultur der Gewalt beende und Israel anerkenne.

Davon kann man sich in einem Land wie diesem, in dem sich mehr Leute vor George Bush fürchten als vor dem iranischen Präsidenten und in dem der jüdische Staat negativer beurteilt wird als in jedem anderen Land Europas, eine dicke Scheibe abschneiden. Die Yankees sind viel klüger als die Schlaumeier im Alten Europa meinen. USA: 12 Points.

Im Auftrag des Herrn unterwegs

Ehrlich: Da sind mir selbst die Zeugen Jehovas, die mit mir über Gott reden wollen, lieber. Jake und Elwood Blues, die zur Rettung eines Waisenhauses die Band wieder zusammentrommeln, sowieso. Viel lieber als die selbst ernannten Gotteskrieger des Jihad al-Islami, denen heute nahe Beit Hanoun von einem israelischen Kampfhubschrauber ihre, wie sie es nannten, "heilige Mission" verhagelt wurde: nämlich Kassam-Raketen auf Ortschaften jenseits der Grenze zu schießen. Mein Gott, was für ein miserables Bodenpersonal.

Saturday, May 05, 2007

Shame on you, Alemannia!

How could you let down this great little fan?


Eitan dreaming of victory against Frankfurt - in vain. (Tel Aviv, May 5, 2007)

Friday, May 04, 2007

Hasskappenträger

Man täusche sich nicht: In Europa laufen noch genügend Naivlinge herum, die den islamistischen Terror eher als im Grunde verständlichen Aufstand der Mühseligen und Beladenen interpretieren denn als das, was er wirklich ist: Ausdruck einer faschistoiden, fanatischen Ideologie von minderwertigkeitskomplexbeladenen Versagern – von radikalen Verlierern, wie Enzensberger sie so treffend nannte.

Nichts ist wirksamer als diese im O-Ton zu Wort kommen zu lassen, will man jene, die den vermeintlich verzweifelten Tätern das Wort reden, zum für alle angenehmeren Verstummen bringen.

Zwei aktuelle Äußerungen palästinensischer Hassprediger mögen hier als pars pro toto stehen.

Der eine ist Dr. (!) Achmed Bahar, immerhin Sprecher des Palästinensischen Legislativrats. Er hat am 20. April, also zu Führers Geburtstag, ein paar bemerkenswerte Äußerungen getätigt, die dem Braunauer zur Freude gereicht hätten:

"Dies ist der Islam, der seiner Zeit voraus war in Hinsicht auf die Menschenrechte und die Behandlung von Gefangenen, aber unser Volk wurde heimgesucht von dem Krebsgeschwür, das die Juden sind, im Herz der arabischen Nation… Seid sicher, Amerika ist dabei zu verschwinden, Amerika suhlt sich heute in Blut im Irak und in Afghanistan, Amerika wird besiegt und Israel wird besiegt und wurde besiegt im Libanon und in Palästina… Mache uns siegreich über die Ungläubigen… Allah, greife dir die Juden und ihre Verbündeten, Allah, greife dir die Amerikaner und ihre Verbündeten… Allah, zähle sie und töte sie bis zum letzten und lasse keinen Einzigen übrig."

Dann haben wir da noch Kan'an Ubayd, der drei Tage später in der Hamas-Zeitung Al-Risalah erklärte, dass die Selbstmordattentate der Hamas göttlichem Willen entsprächen. Allah fordere diese sogar, denn "die Vernichtung der Juden ist gut für die Menschheit." (nachzulesen bei Palestinian Media Watch)

Auch dies wäre dem Führer, der ja auch nur den Planeten vom jüdischen Ungeziefer reinigen wollte, ein innerer Reichsparteitag gewesen. Wir sehen: Hier wächst langsam zusammen, was immer schon zusammengehörte.

Thursday, May 03, 2007

Von Landräubern und Rückziehern

Ich bin ja ein ganz schlichtes Gemüt. So hab ich zum Beispiel nie verstanden, wie man Israel "fortgesetzten Landraub" unterstellen kann, nachdem die Truppen im Lauf der Zeit aus dem Sinai, dem Südlibanon, dem Gazastreifen (jeweils bis auf den letzten Quadratmeter) und der Westbank (teilweise) abgezogen wurden. Im Krieg erobertes Territorium wurde also Ägypten, Libanon/Hisbollah und Palästinensern überlassen, aber am Vorwurf des "fortgesetzten Landraubs" änderte sich nichts. Seltsam genug, dachte ich, aber entweder kapier' ich die Logik nicht, oder die Idiotie kennt keine Grenzen. Denn der "fortgesetzte Landraub" wird immer noch und ausgerechnet – zuletzt zu lesen in Jörg Bremers Bericht über den guten Menschen Ernst Tugendhat, der die "Annexion von Rest-Palästina" wittert – dort gesehen, wo die Sperranlage zwischen Israel und den Gebieten wächst und die Teilung des Landes buchstäblich zementiert. Warum aber sollte Israel eine "Mauer" durch ein Gebiet ziehen, das es zu behalten gedenkt? Und warum hat Israel Judäa und Samaria nie annektiert, im Gegenteil eine palästinensische Autonomie zugelassen und sich bereit erklärt, letztlich mehr als 90 Prozent des Gebiets zu räumen? Der Philosoph Tugendhat wird Schwierigkeiten haben, mir diese verquere Logik plausibel zu erklären.

Vielleicht kann mir ein Leser auf die Sprünge helfen?

Abgewatscht

Um es klar zu sagen: Den Entschluss, im vergangenen Sommer nach den Angriffen der Hisbollah hart zurückzuschlagen, halte ich nach wie vor für richtig. In einer Region wie dem Nahen Osten kann man sich keine Schwäche leisten, und nachdem bereits zuvor die Hamas einen israelischen Soldaten in den Gaza-Streifen verschleppt hatte, musste dringend ein lange vermisstes Signal her: dass Israel trotz militärischer Rückzüge ohne Gegenleistung und gelegentlich längerer Perioden der Zurückhaltung auch nach verheerenden Terroranschlägen noch immer den Willen und die Fähigkeit zur Abschreckung besitzt. Tatsächlich wurde die Hisbollah hart getroffen, und mit ihr der unglückliche Libanon, deshalb sollte Sheich Nasrallah, der jetzt dreisterweise über den Winograd-Bericht frohlockt, besser schweigen. Er tut es nicht, schon weil er selbst keine öffentliche Kritik und erst recht keinen detaillierten Bericht eines Untersuchungsausschusses befürchten muss.

Eine massive Reaktion auf den Überfall der Hisbollah war gerechtfertigt, aber wer A sagt, muss eben auch B sagen, und das hat die Regierung in Jerusalem nicht gewagt. Sie hat dem internationalen Druck nachgegeben, ohne zuvor eine Entscheidung herbeizuführen - und sie hat letztlich ihre gesteckten Kriegsziele nicht verwirklichen können. Fanatiker wie die "Gotteskrieger" würden eher das ganze Land in Schutt und Asche legen lassen als ihre Geiseln herauszugeben, aber das war für Israel ohnehin nie eine Option.

Der israelischen Regierung, namentlich Premier Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir "Stalin" Peretz, sind von der Winograd-Prüfungskommission schwere Fehler und Versäumnisse vorgeworfen worden, ebenso wie dem längst zurückgetretenen Generalstabschef Dan Halutz. Der Bericht spricht von einem „insgesamt besorgniserregenden Gesamtbild“ und wirft der politischen und militärischen Führung vor, nicht „nach einem durchdachten Plan“ gehandelt und „nicht alle zur Auswahl stehenden Möglichkeiten (wie eine) Politik der ,Eindämmung’, politische und diplomatische Maßnahmen unterhalb der ,Eskalationsschwelle’ in Betracht gezogen“ zu haben. Er kritisiert eine „Schwäche des strategischen Denkens“ und bemängelt, dass „die verkündeten Ziele der Aktion zum Teil nicht klar dargelegt“ wurden. Den Streitkräften werden „shortcomings in the preparedness and the training of the army““ attestiert sowie Mängel in ihrem Aufbau und ihrer Organisationskultur.

Alles in allem also ein mieses Zeugnis. Dabei kann man noch nicht einmal sagen, dass es mit Arik Sharon besser gelaufen wäre, schließlich hat der im Libanon seine eigenen Erfahrungen gemacht und musste damals nach dem Bericht eines Untersuchungsausschusses seinen Hut als Verteidigungsminister nehmen. Anderseits hat Sharon aus begangenen Fehlern gelernt, und ob man das der gegenwärtigen Führung zutrauen darf, muss bezweifelt werden.

Als positives Zeichen halten wir fest: Die israelische Gesellschaft ist stark genug, Selbstkritik zu üben und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die Fähigkeit und Bereitschaft dazu hat den Staat immer stark gemacht, und an der Schonungslosigkeit, mit der man an die Sache herangegangen ist, dürfte sich so mancher demokratische Staat ein Beispiel nehmen. Das lässt hoffen, zumal die Zeiten schwer bleiben werden.

Schweinigeleien in Teheran

Nein, sowas?! Bei einer Feier küsste Irans Präsident Achmachmirdendschihad seiner alten Grundschullehrerin (70) die Hand. Damit hat erstmals seit der Ausrufung der Islamischen Republik vor 28 Jahren ein iranischer Staatsmann öffentlich eine Frau (!) berührt. Prompt wetterten die Mullahs gegen diese Geste und geißelten sie als "unanständiges Verhalten". Ein Vorfall, der europäischen Beobachtern, die routinemäßig Vogeleingeweide zu inspizieren pflegen, durchaus zu der These verleiten könnte, der mutige Tabubrecher Achmachmirdendschihad wage die offene Konfrontation mit den "Hardlinern". Auf einen entsprechenden Kommentar in der Frankfurter Rundschau oder der Süddeutschen Zeitung müssen wir wohl nicht allzu lange warten.

Im Feuilleton wäre dann allerdings darüber zu reflektieren, wie krank eine Geisteshaltung sein muss, die Holocaustleugnung und Vernichtungsdrohungen gegenüber dem jüdischen Staat goutiert, einen angedeuteten Kuss auf den Handrücken einer Omi aber als Sauerei empfindet.